5 Lösungsansätze gegen Fachkräftemangel in der Tiefbaubranche
Fachkräftemangel auf Allzeithoch – jedes zweite Unternehmen ist laut aktueller Studie betroffen. Was bedeutet das für die Baubranche? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es, um dem Fachkräftemangel in der Tiefbaubranche zumindest entgegen zu wirken? Wir haben uns intern intensiv mit dem Thema beschäftigt. Unsere Erkenntnisse möchten wir gerne mit Ihnen teilen! In diesem Blogbeitrag erörtern wir 5 Lösungsansätze gegen den Fachkräftemangel im Tiefbau, mit denen wir selbst arbeiten und welche auch in unsere Lösungen für die Tiefbaubranche mit einfließen.
Fachkräftemangel steigt auf Allzeithoch
Der Fachkräftemangel nimmt weiter zu, das sollte keine Überraschung sein. Zu viel wurde darüber in den vergangenen Jahren in der Presse diskutiert. Eine aktuelle Pressemitteilung des ifo-Institut klingt dennoch dramatisch: „Im Juli waren 49,7 Prozent der Unternehmen beeinträchtigt … der bisherige Rekord vom April (43,6 Prozent) wurde damit deutlich übertroffen.“ Im Bauhauptgewerbe liegen wir etwas unter dem Durchschnitt, wie die Grafik zeigt.
Zugrunde liegt eine Umfrage, welche das ifo-Institut bereits seit 2009 betreut. Und noch schlimmer: „Immer mehr Unternehmen müssen ihre Geschäfte einschränken, weil sie einfach nicht genug Personal finden“.
Auch bei den Kommunen ist „Fehlendes Personal die größte Herausforderung“, wie die Kommunalstudie 2022 von Stadt.Land.Digital erörtert. Hier gehen in den kommenden Jahren über eine Million Beschäftige in den Ruhestand. Und wenn schon in den Kommunen selbst nicht genug Personal zur Verwaltung der Infrastruktur vorhanden ist, wer steuert die zuarbeitenden Dienstleister?
Was bedeutet der Fachkräftemangel für die Tiefbaubranche?
Wie andere Branchen auch ist der Tiefbau in Deutschland inzwischen vom Fachkräftemangel geprägt. Das bedeutet: Weniger Menschen möchten die körperlich anstrengende Arbeit vor Ort erledigen. Zudem gibt es kaum Nachwuchs und die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand. Ist es mit den Bürojobs in der Branche anders? Nein.
Aus unserer Sicht ist ein Bauingenieur ähnlich schwer zu finden wie eine Softwareentwicklerin. Ähnlich verhält es sich mit Bauzeichnern und Planern, die überwiegend im Büro arbeiten. Dadurch entstehen Engpässe bei der Datenverarbeitung, was wiederum Planung und Ausführung vor Ort betrifft. Von der Inspektion eines Kanals bis hin zur Sanierungskostenschätzung oder zur Sanierung selbst können Jahre vergehen. Jahre, die wir aber aufgrund des ständig schlechter werdenden Zustands unserer Infrastruktur nicht haben.
Wenn es uns also nicht gelingt nachhaltige Lösungen zu finden, die uns dabei helfen zunehmende Aufgaben mit weniger Personal auszuführen, werden wir mit dem Zustand unserer Infrastruktur heftige Probleme bekommen – und der Zustand ist jetzt schon alarmierend:
- Der Großteil unserer Infrastruktur stammt aus den 1970er Jahren und ist damit am Ende seiner Lebensdauer angekommen.
- In den vergangenen Jahrzehnten wurde häufig an der Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur gespart, viel zu populär war die Erschließung neuer „Wege“ und Baugebiete.
- Dem riesigen Sanierungsstau steht schon heute der Fachkräftemangel gegenüber – wer soll die Arbeit also leisten?
Fünf Lösungsansätze gegen den Fachkräftemangel im Tiefbau
Mit unseren Ansätzen möchten wir Ihnen berichten, wie wir sowohl unsere eigenen Prozesse, als auch die Vorgänge unserer Kunden mit unseren Lösungen nachhaltig verbessern.
1. Ermitteln Sie die Engpässe in Ihren Prozessen
Stellen Sie sich und Ihrem Team die Frage: „Wo verlieren wir am meisten Zeit“ und versuchen Sie diese ehrlich zu beantworten. Diskutieren Sie danach, ob Sie an diesen Prozessen etwas verbessern oder vereinfachen können und welche (digitalen) Mittel Ihnen zur Verfügung stehen. Viele Lösungen sind schon da, einfach weil beispielsweise die Office-Produkte von Microsoft eingesetzt werden und man nur mit dem Anlegen von To-Do-Listen starten muss, um erste Erfolge zu erzielen.
Vor kurzem teilte uns ein Kunde mit, dass unsere ISYBau-Prüfung ihm wirklich viel Zeit erspart. Erst auf Nachfrage haben wir erfahren, dass der einzige Mitarbeiter des Unternehmens, der XML-Dateien einlesen und auswerten kann, wohl länger erkrankt ist. Mit unserer Lösung könne er „ohne IT-Kenntnisse erfahren, was in der Datei steckt“ – und löst damit seinen Engpass auf. Er führt diese Prüfung jetzt immer durch, wenn er eine Datei erhält oder liefert – und bei Bedarf kann er die Dateien sogar korrigieren lassen. Wir sparen ihm Zeit, um mit den Dateien ohne Zeitverzug weiterarbeiten zu können.
2. Digitalisieren Sie konsequent
Erfassen Sie Pläne und Unterlagen digital und sorgen Sie für eine saubere Ablage. An Ordner oder Schränke voller Pläne will keiner mehr ran. Liegt alles schon vorab digital vor, ist es auch einfach digital weiterzuleiten.
Das gilt natürlich auch für ganze Abwassernetze: Die Daten müssen ins System! Schon in den 90ern wurde von papierlosen Büros gesprochen und manch einer kann sich heutzutage nicht vorstellen, dass alte Übersichtspläne aus den 80ern noch im Einsatz sind, aber leider ist das zum Teil noch so. Ursache? Die Inhalte der Pläne wurden nie vollständig in den digitalen Bestand übernommen und fortgeführt.
Wenn der erste Schritt geschafft ist, muss man unbedingt dran bleiben: Wir erleben häufig, dass nach einer Ersterfassung von Bestandsnetzen keine Daten mehr nachgepflegt werden. Dabei ist es enorm wichtig, kontinuierlich Datenpflege zu betreiben, z.B. bei der Nachführung von Baujahren oder der Erfassung fehlender Schächte. Wer nicht im Stande ist, diese Arbeit selbst zu betreiben, sollte sich an das Ingenieurbüro seines Vertrauens wenden, damit das Kanaldatenmanagement dort betrieben wird. Egal wo die Datenpflege betrieben wird, achten Sie auf fortlaufende Tätigkeiten, wie Sie bspw. beim Kanaldatenmanagement von ing+ beschrieben werden.
3. Automatisieren Sie, wo es möglich ist
Oft wird angenommen „Ich arbeite digital, damit bin ich auf dem Stand der Technik“ – das ist nicht richtig. Beispiele aus den unterschiedlichsten Branchen zeigen immer wieder, das oft nur an der Oberfläche der technischen Möglichkeiten gekratzt wird.
Was bedeutet Automatisierung ganz konkret? Wenn Sie eine bestimmte Aufgabe wiederkehrend erneut erledigen müssen, sollten Sie prüfen, ob die Aufgabe automatisiert werden kann. Beispiel: Sie erstellen bei jedem Jour-Fixe das Bautagebuch zur Baustelle XY. Nachdem Sie das Dokument in Microsoft Word erstellt haben, geben Sie es Ihrer Assistenz, damit Sie es per Email an den Verteiler schicken kann. Wäre es nicht super, wenn das Protokoll automatisch an den Verteiler gesendet wird, nachdem Sie auf „Jetzt abschließen und versenden“ klicken? Natürlich dauert diese Tätigkeit nur 5 Minuten pro Protokoll, aber Sie haben in Ihrer Organisation vielleicht 3 Bauleiter, jeder davon hat vielleicht 7 Jour-Fixe pro Woche und das an 40 Wochen im Jahr?
Ihre Assistenz ist pro Jahr 4200 Minuten oder umgerechnet 70 Stunden beschäftigt.
bei 3 Bauleitern x 7 JF x 40 Wochen x 5 Minuten
Gibt es solche Tätigkeiten nicht an allen Ecken und Enden? Weitere Beispiele für gelungene Automatisierung sind etwa:
- ISYBau-Korrekturservice: Alle bekannten und automatisch lösbaren Fehler können auf Knopfdruck bereinigt werden, so können bei umfangreichen ISYBau-Dateien schnell mehrere Stunden Fleißarbeit eingespart werden
- Automatisierte Sanierungskostenschätzung: Lästige Fleißarbeit wie die Anpassung der vorgeschlagenen Sanierungsmethode pro Schaden, welche viele Systeme „automatisiert“ anbieten, werden durch die Logik automatisch durchgeführt
Wo liegt Ihr Automatisierungspotenzial?
4. Keine Angst vor künstlicher Intelligenz
Künstliche Intelligenz ist im Tiefbau angekommen. Gelungene Beispiele aus der Bilderkennung sind die Lösungen zur Erfassung und Bewertung von Schäden im Kanal von Pallon und auf der Straße von vialytics.
Beide Lösungen versprechen Zeitersparnis – und können das auch halten. Pallon verarbeitet Daten aus der TV-Inspektion und liefert die Schadensbewertung, vialytics erfasst mittels Smartphone-App selbstständig Daten und verarbeitet diese quasi über Nacht zum Straßenzustandskataster.
Im Gespräch mit Kunden und Interessenten stellen wir häufig fest, dass es viele Vorbehalte gegen KI gibt, hier einige Beispiele:
- Künstliche Intelligenz ist niemals so gut wie der Mensch, was die Schadensbewertung angeht (in Bezug auf Schadensklassifizierung mit Pallon)
- Durch KI werden Arbeitsplätze zerstört.
- Die KI kann ja bei dieser bestimmten Fahrbahnart keine Schäden erkennen (Bsp. vialytics bzgl. einer bestimmten Fahrbahnart)
KI ist vielleicht nicht perfekt und ja, es gibt Lücken. Aber um was geht es eigentlich?
KI liefert uns innerhalb kürzester Zeit den Großteil des Ergebnisses, in diesen beiden Beispielen beziehen wir das auf den aktuellen Zustand unserer Infrastruktur. Wollen wir in Zukunft schnell handlungsfähig sein, um den Zustand rasch zu identifizieren (und bei den letzten 3% manuell nachzuhelfen)? Oder warten wir so lange auf eine Auswertung von Personen, die wir u.U. nicht haben, bis der Schaden sich weiterentwickelt hat?
Unsere Empfehlung: Probieren Sie es einfach aus! Nehmen Sie ein Projekt, dass Sie kennen – lassen Sie es mal durch KI auswerten/bewerten und vergleichen Sie die Ergebnisse. Hand aufs Herz: Echte Hilfe oder total überflüssig?
5. Ressourcen schaffen für die Umsetzung
Jetzt sind wir an einem Punkt (auch in diesem Beitrag), an dem wir gelernt haben, dass wir fehlendes Personal teilweise durch Automatisierung und künstliche Intelligenz ersetzen können. Aber: die wichtigste Ressource, vor allem wenn es um die Neustrukturierung von Prozessen, das Ausprobieren neuer Lösungen und das Neudenken von Arbeitsweisen geht ist und bleibt der Mensch – und hierfür brauchen Sie Kapazitäten!
Denn um Digitalisierung mit all Ihren Facetten wertschöpfend ins Unternehmen zu bringen, ist einiges zu tun, und das kann keiner „nebenbei“ machen. Schaffen Sie Zeit, damit Ihr Team und Sie Potenziale ermitteln, Lösungsansätze entwickeln und neue Prozesse etablieren können! Und nehmen Sie Ihr Team dabei mit – Sie glauben nicht, wie viele Ideen in den Köpfen schlummern, die nur darauf warten umgesetzt zu werden.
Fazit
Es gibt bereits Lösungen, die unterstützen können den Fachkräftemangel zumindest abzuschwächen – und es wird in den kommenden Jahren kontinuierlich mehr Lösungen geben. Aber nicht nur der Einsatz dieser Lösungen an sich ist wichtig, auch ein generelles Umdenken ist gefordert, wie das Beispiel Künstliche Intelligenz zeigt – man muss schon auch zulassen und akzeptieren, dass Software bestimmte Aufgaben so gut wie der Mensch – oder sogar effizienter – durchführen kann.
Bei ing+ setzen wir Automatisierung und KI von Beginn an konsequent ein und halten so unseren Kunden, aber auch dem eigenen Team den Rücken frei, um Ihrer eigentlichen Arbeit nachzugehen und eben nicht weiterhin analoge und nervige Fleißarbeit zu erledigen.
Setzen Sie Ihr vorhandenes Personal dort ein, wo Sie es wirklich benötigen – in der Steuerung der unzähligen Prozesse und im Umgang mit Ihren Kunden – lassen Sie die Fleißarbeit erledigen – zum Beispiel automatisch einfach mit den Lösungen von ing+.
Weiterführende Informationen:
- Weitere Lösungen von ing+ gegen den Fachkräftemangel finden Sie hier – Leistungen
- Pressemitteilung des ifo-Instituts vom 02.08.2022 – zur Pressemitteilung
- Stadt.Land.Digital Kommunalstudie 2022 (letzter Zugriff: 09.08.2022) – Studie herunterladen
- KI-Lösungsanbieter für intelligentes Straßenmanagement vialytics – zur Homepage
- Pallon: KI-Lösungsanbieter für Zustandserfassung in Abwasserkanälen – zur Homepage